Allez dann – ich muss fort…!

Liebe Schifferstädter,
es ist doch unfassbar, wie schnell die Zeit rast!

Vor zwei Jahren war ich noch der Neue. Über die Schifferstädter wusste ich nicht mehr als den altbekannten Spruch („Es gibt…“). Und Ihr wusstet nur, daß wieder mal ein Saarländer als Kaplan kommt. Nach der Zeit des gegenseitigen Beschnupperns haben wir uns dann näher kennen gelernt.

Wir sind uns begegnet und Wege miteinander gegangen: In Gottesdiensten, im Pfarreileben und privat. Bei vielen von Euch durfte ich Teil des Lebens werden und Euch begleiten: Bei Taufen, Hochzeiten, Geburtstagen und Festen – aber auch in schweren Zeiten: In Krankheit, im Sterben und im Tod.

Für mich waren die letzten beiden Jahre ein spannende Zeit: Sie war lehrreich, lustig & traurig, schön & hart zugleich. Jetzt, wo der Abschied immer näher kommt, fängt es auch an, ein wenig weh zu tun: Besonders der Abschied von den Kindern und Jugendlichen fällt mir schwer, denn mit ihnen hatte ich fast täglich zu tun. Wie wird ihre Zukunft aussehen, welche Wege werden sie gehen, werden sie ihre Talente entdecken und ausschöpfen – oder werden ihnen Steine in den Weg gelegt?

Schifferstadt ist für mich ein zweites Zuhause geworden – ein Stück Heimat. Das merke ich vor allem bei meinen Besuchen in Rohrbach. Immer öfter sprechen mich Leute an und sagen: „Hey, Carsten, du bist hier im Saarland – hör gefälligst auf, zu pfälzern!“ Ja, Ihr habt offensichtlich auf mich abgefärbt. Umgekehrt ist es mir aber auch gelungen, wenigstens Einigen von Euch die Kultur des Schwenkens näherzubringen…

Zwei aktuelle „Schifferstadter„ Themen liegen mir besonders auf dem Herzen:
1.) Mit Sorge betrachte ich die neuesten Entwicklungen hinsichtlich des tridentinischen Ritus in unseren Gemeinden. Um es gleich ganz klar zu machen: Ich bin weder „Fan“ noch „Gegner“ dieser Sache – sie liegt schlichtweg außerhalb meiner Spiritualität. Und doch finde ich es schade, wenn hier Vorurteile aufeinanderstoßen und Mauern aufgebaut werden – auf beiden „Seiten“. Die alte Kirche hat sich bei solchen Dingen sehr klug verhalten: Sie hat „Neues„ auf Probe zugelassen und geschaut, wie es sich entwickelt – nach dem Motto: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ Wäre das auch in Schifferstadt möglich?
2.) Demnächst wird es in unserer Stadt wohl eine große Pfarreiengemeinschaft geben: Ich wünsche Euch, daß Ihr gute und gesunde Wege des Miteinanders findet. Vergesst nicht, daß Eure Seelsorger auch nur Menschen mit begrenzter Energie sind. Ihr habt da viel vor Euch: Manches, was „schon immer so war“, wird sterben und manches Neue wird entstehen. Entdeckt die Chancen und ergreift sie.

Was bleibt mir noch zu sagen? Viel zu viel, als daß ich es hier aufschreiben könnte!
Ich schaue gespannt auf die Zeit in Pirmasens – und traurig auf den Abschied von Euch. Alle, die ich vielleicht verletzt oder mißverstanden habe, bitte ich um Verzeihung. Allen, die mir so freundlich und offen begegnet sind, möchte ich ein herzliches Dankeschön sagen! Ach ja: Und seid nett zum neuen Kaplan – ich will keine Klagen hören 😉

Allez dann – ich muss fort!
Herzliche Grüße und Gottes Segen,

Euer (Ex-)Kaplan Carsten Leinhäuser.

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Eine Antwort zu “Allez dann – ich muss fort…!”

  1. Lieber Carsten, mit schwerem Herzen lassen wir dich gehen!! In den letzten zwei Jahren, bist du ein Teil von uns geworden. Jetzt wo du gehen musst, wissen wir umso mehr, was wir an dir hatten. Ein besonderer Mensch der aus dem Saarland kam, der das Herz am rechten Fleck hat. Der es versteht mit Menschen umzugehen, der sieh begeistert, ihnen Freude schenkt und die Herzen von Jung und Alt eroberte. Der auf die Menschen zuging ohne Scheu. Der uns Pfälzer so nahm wie wir waren, mit Ecken, Kannten, Gute, Schlechte und Schifferstadter. Den wir Schifferstadt in unser Herz geschlossen haben. Der hier Freunde fand, die ihn gleich nach einem Jahr zum Superpfarrer machten. Eine Auszeichnung die er verdient hat!! Der nie uns einen Zweifel gab, das diese Auszeichnung falsch sein könnte. Der Predigten verfasste, wo Leute wieder zuhörten, sich angesprochen fühlten, weil sie Witz und Freude verkündeten. Der sich Pfälzer Lebensart und Sprache aneignete!! Wärst du noch ein bisschen bei uns geblieben, hätten wir dich zum Superpfälzer gemacht, mit vermerk im Saarland geboren.

    Carsten was soll man noch schreiben über dich, du bist als Mensch und Priester einzigartige. Bleibe so wie du bist, lass dich nicht verbiegen, gehe deinen eigenen Weg. Diesen Weg den du in Schifferstadt angefangen hast zu gehen. Er wird dich zwar jetzt nach Pirmasens führen, etwas weg von deinem ans Herz gewachsenen Schifferstadt. Aber Wege können auch wieder zurück führen.

    Deswegen wünsche ich dir alles Gute für deine neuen Aufgaben, vielleicht auch wieder in Schifferstadt.

    Viele Grüße Markus

Dein Senf…