Mixtape

„Was’n das?“ will Phil wissen.
Neugierig schnüffelt der Hund an der rechteckigen kleinen Kiste, die ich in der Hand halte.
„Ein Mixtape.“ antworte ich.
„Ein WAS?“

„Ein Mixtape. Da ist Musik drauf“ wiederhole ich, öffne die Schachtel, die ich beim Aufräumen gefunden habe und hole die Kassette heraus.
Der Vierbeiner runzelt die Stirn und blickt mich verständnislos an.
„Musik? Auf diesem Plastikdingens? Dafür gibt’s doch Spotify und so…“
„Yepp. Heute gibt’s Playlists auf Spotify und so. In meiner Jugend gab’s Mixtapes. Plastikkassetten mit einem langen Band drin. Damit haben wir unsere Lieder gesammelt. War ein ganz schöner Aufwand. Wir haben Radio gehört und dabei Lieder aufgezeichnet. Oder wir haben uns Kassetten, CD’s und Schallplatten von Freunden ausgeliehen und die Lieder kopiert. Das ging nicht so easy wie heute. Du musstest jedes Lied einzeln in voller Länge anhören und aufnehmen.“
„Alter. Was für ein Stress“
„So war das halt. In meinem ersten Auto hatte ich eine ganze Sammlung von Mixtapes im Handschuhfach. Wenn ich Musik hören wollte, habe ich eine passende Kassette ausgesucht und angehört.“
„Verrückt. Was ihr so alles machen musstet, im Mittelalter“ grinst Phil.

„Was ist denn da drauf, auf Deinem Mixtape?“ fragt er.
„Steht auf der Hülle: Dirty Dancing, It must have been love, Das Boot, Yesterday, Pretty Woman. Und „Ich bin der Martin““.

Der Hund verdreht die Augen und kichert.
„Was?“
„Dein Musikgeschmack. Schon ein bisschen schräg, oder?!“
„Hey. Da war ich halt ein Jugendlicher. Die dürfen schräg sein!“ protestiere ich.
„Schon klar. Deine Playlists im Jahr 2024 sind aber auch nicht viel besser…“
„Wie meinst du das?“
„Naja. Eine wilde Mischung aus brasilianischen Songs mit Schlagern, Rap, Rock, Oldies und Singer-Songwriter-Zeugs. Von Abba über Bud Spencer, Reinhard Mey und Johnny Cash bis hin zu Dota, Funny van Dannen, U2, den Ärzten und Danger Dan. Ziemlich wilde Mischung.“

„Na und?“ sag ich. „Das ist halt mein Soundtrack. Das sind alles Lieder, zu denen ich eine Verbindung habe. Die sind Teil von mir und meiner Geschichte. Die ist eben nicht einfach-geradeaus. Sondern ziemlich wild und wirr zusammengemixt. Kann gut sein, dass es auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammenpasst. Für mich tut es das. Es passt.“

„Ach Carsten. Reg dich wieder ab“ sagt Phil in einem besänftigenden Ton. „Ist mir schon klar, dass dein Soundtrack ne bunte Mischung sein muss. Muss auch nicht jedem gefallen. Geschmacksache. Aber alles in allem mag ich deine Playlists. Vor allem, weil da auch UNSERE Lieder drauf sind.“
„Eben.“ sag ich. „Da sind unsere Lieder drauf. Die begleiten uns, wenn wir unterwegs sind. Andere Menschen und Hunde haben andere Mixtapes. Andere Lieder und Melodien, die ihren Rhythmus begleiten. Die sie zum Lächeln, Träumen, Weinen und Singen bringen. Darum geht’s doch. Um einen guten Groove für’s Leben.“

„Who who“ singt Phil „who let the dogs out…“

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