„Moin“ flüstert mir eine kalte Hundeschnauze ins Ohr, während der Hundeschnauzenbesitzer zu mir ins Bett steigt und genüßlich seine 40 Kilo auf meine Beine plumpsen lässt.
Ich taste nach dem Smartphone und checke die Zeit.
„Menno. Es ist gerade mal 20 nach sechs. Die zehn Minuten Schlaf hättest du mir echt noch gönnen können.“
„Ja schon. Aber mein Bett ist nass.“
„WAS?“
„Nee. Ist nicht, was du gerade denkst.“
„Wie?“
„Ist nur der Regen. Der tropft durch die Decke.“
„Ach so“ schnaufe ich schläfrig und kuschele mich wieder ins warme Bett.
„Irgendwas ist seltsam.“ melden vereinzelte Synapsen in meinem Gehirn, welches langsam seine morgendliche Startroutine abarbeitet. Ist ein älteres Modell. Darum dauert das ein wenig…
Tropf.
Ich wische mir über die Backe.
Tropf.
Ist nass.
Tropftropf.
Erneut schnaufe ich, krame nach der Brille, setze sie auf und blicke nach oben.
Ein Regentropfen löst sich von der Decke und platscht auf meine Nasenspitze.
Tropf.
„Mist. Das Zelt ist undicht.“ stelle ich fest.
„Hab ich doch gesagt“ gähnt Phil und streckt sich.
„Und jetzt?“
„Naja“ meint der Hund „Ist ja nicht so, dass keine 10 Meter weiter ein trockenes Haus mit einem gemütlichen Schlafzimmer steht…“
„Grmpfh.“
Also packen wir unsere sieben Sachen und ziehen um. Nicht ohne auf dem Weg durch den Garten klatschnass zu werden. Es gießt in Strömen.
In der Küche bereite ich erst mal einen heißen Kaffee zu. Phil liegt neben mir.
„Na?“ fragt er. „Willste das Projekt immer noch durchziehen?“
„Klaro. Wenn wir das Zelt bis heute Abend trocken und bestenfalls imprägniert kriegen. Deal ist Deal…“
Vor ein paar Tagen haben wir das „(K)ein Urlaub“-Projekt ins Leben gerufen: Weil der Urlaub in Südengland einfach zu kurz war und die heiß-schwülen Temperaturen am Donnersberg uns ordentlich zugesetzt haben, haben wir unser Zelt im Garten aufgebaut und ein paar Regeln vereinbart.
Regel 1: Der Urlaub ist vorbei.
Tagsüber wird gearbeitet. Ganz normal. Pfarreileben gestalten, Gottesdienste feiern, Seelsorge, Bürozeit, Termine, Sitzungen, Beerdigungen. Was man als Pfarrer halt so macht.
Regel 2: Der Urlaub geht weiter.
Am Abend, wenn alle Termine erledigt und Aufgaben abgearbeitet sind, werden wir zu Campern. Im Pfarrgarten. Hocken auf Campingstühlen und genießen eisgekühlte Getränke. Atmen kühle Abendluft. Gestern haben wir ein Outdoorkino gebaut und „Alles steht Kopf 2“ geschaut. Für mich gab’s Nachos mit Käse. Mona und Phil haben Popcorn geknuspert.
„Also machen wir weiter? Ziehen’s durch?“ hakt der Vierbeiner nach.
„Auf jeden Fall!“
„Yeah!“
„Du, Carsten?“
„Ja, Phil?“
„Ich mag (K)ein Urlaub. Sowas sollte man im Allgemeinen und überhaupt viel öfter machen. Den Alltag leben und ihn gleichzeitig unterbrechen. Das hat was.“
„Genau so. Tut der Seele gut. Bringt Bewegung in rein in festgefahrene Routinen. Das bisschen Rückenschmerzen und die paar Regentropfen von der Decke gehören halt einfach dazu.“
Phil stimmt nickend zu.
Er senkt seinen Kopf, legt die Pfoten über Kreuz und beginnt, leise zu murmeln.
„Was machst du da?“ will ich wissen.
„Beten.“
„Beten?“
„Der Petrus muss doch wissen, dass wir heute noch ein bisschen Sonne brauchen. Damit das Zelt trocknet und du es imprägnieren kannst.“
„Ahso. Ok. Dann grüß ihn bitte auch ganz lieb von mir. Und sag ihm, dass der Erfolg vom Projekt jetzt ganz von ihm abhängt. Der soll sich ein bisschen Mühe geben…“
„Wird gemacht.“
„Amen.“
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