„Ist das gebratene Ente?“
Der schwarze Hund weicht keinen Millimeter von meiner Seite, während ich versuche, das Abendessen aus dem Asialaden durch den Flur ins Wohnzimmer zu bugsieren.
„Ist das gebratene Ente?“
„Ja doch. Wenn du jetzt endlich mal auf deine Decke gehst, bekommst du nachher auch ein Stück davon ab.“
„Versprochen?“
„Deal.“
Mit einem Satz hüpft Phil in die Luft und rennt zu seiner Decke. Lange Sabberfäden fließen aus seinem Maul, während er mich ungeduldig beim Essen beobachtet. Als ich das Besteck zur Seite lege, flitzt der Hund zu mir, um sich seinen Anteil an der Beute abzuholen.
„Wie war’n eigentlich der Gottesdienst vorhin?“ fragt der schmatzend.
„Ach. Der war so mittelmäßig besucht. Unter der Woche halt. 15 Leute.“
„Immerhin mehr als bei den sieben Zwergen“ kommentiert der Hund.
„War aber auch anders als normal“ ergänze ich.
„Anders?“
„Jepp. Anders. Weil’s so wenige waren, hab ich die Leute eingeladen, mit mir im Altarraum zu feiern, statt in der großen Kirche ewig weit weg zu sitzen. Kurz vor Beginn kamen dann noch ein zwei Frauen dazu, die aber in den Kirchenbänken geblieben sind.“
„Hast du die nicht eingeladen, nach vorne zu kommen?“
„Doch. Die wollten aber nicht. Warum auch immer.“
„Okay. Ist halt so.“
„Dann kamen noch drei Mädchen rein. Jugendliche. Ich schätze mal so um die 16 Jahre alt.“
„Okay. Das ist jetzt wirklich nicht normal. Unter der Woche. Menschen unter 50“ grinst Phil.
„Da bin ich extra hin und hab sie gefragt, ob sie mitfeiern wollen und nach vorne kommen möchten.“
„Und?“
„Sie haben gesagt, dass sie einfach nur in der letzten Bank sitzen möchten…“
„Das hast du hoffentlich respektiert?“
„Klar doch.“
Mittlerweile ist der Hund neugierig auf die Geschichte geworden. Er will wissen, wie sie weitergeht.
„Wir haben gefeiert. Knapp ne halbe Stunde lang. Die Mädels sind bis zum Ende dageblieben. Sie haben sich sogar ein Gesangbuch geschnappt und mitgelesen.“
„Krass“ nickt der Hund. „Das ist jetzt wirklich was Besonderes. Dass Jugendliche sich so nen stinknormalen Gottesdienst antun.“
„Eben“ stimme ich zu. „Das hat mich irgendwie berührt. Ich hab ja nix anders gemacht. Einfach nur ein normaler Werktagsgottesdienst. Im Allgemeinen ist der nicht so sexy für Jugendliche.“
Phil kichert. „Sexy ist vielleicht auch ne etwas schwierige Kategorie für nen katholischen Gottesdienst.“
„Ich mein ja nur.“
„Schon klar, was du meinst.“
„Am Ende“ erzähle ich „sind die Mädels dann zu mir gekommen und haben gefragt, ob sie noch ne Kerze anzünden dürfen.“
„Und?“
„Nix und. Durften sie natürlich. Sie sind noch kurz geblieben, haben in die Flammen geschaut und sind dann wieder gegangen.“
„Schöne Geschichte.“ meint Phil. „Irgendwas muss da doch gewesen sein, das den Jugendlichen wichtig war. Oder das sie angesprochen hat. Sonst wären sie ja nicht geblieben. Insofern: Hat sich gelohnt. Oder?“
„Ja“ stimme ich nachdenklich zu. „Ich glaub, das war ein echt wertvoller Moment. Was auch immer da war. Es war. Und es war gut.“
„Amen“ wufft der Hund.
„Amen“ sage ich. „Und Danke, Gott.“
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