Warum fragt ein Hund?

Die Tage hat mich eine Kritik zu den Geschichten mit Phil erreicht, die ich mehr oder weniger regelmäßig mit Euch teile: „Warum stellt ein Hund all diese Fragen – und nicht ein Kind?“

Ich mag der Fragenstellerin keinen Whataboutismus unterstellen – denn ich habe die Kritik als ernsthaft fragend wahrgenommen. Hier meine Grübeleien dazu…

Liebe Anna, ist es wirklich so wichtig, WER in Geschichten die Fragen stellt? Es können Kinder sein, Erwachsene, Tiere, wer auch immer. Geschichten leben doch gerade von der Phantasie der Erzähler*innen, die sich die Freiheit nehmen, Rollen zu verteilen, die bisweilen auch mal ungewöhnlich sind. Die Phantasie darf spielen – weil es Geschichten sind und keine Tatsachenberichte.

Meine (besser „unsere“) Geschichten entstehen aus einer persönlichen Perspektive: Denn bei all den Gedanken, die ich mir so über Gott und die Welt mache, liegt meistens der schwarze Hund neben mir und schaut mich fragend an. Oder will gekrault werden. Er liegt auch neben mir, wenn ich Beerdigungen vorbereite oder Hochzeiten. Wenn ich mich mit Verwaltungskram beschäftige oder überlege, wie wir das Leben in unserer Pfarrei gestalten. Mir hilft das sehr beim rumspinnen und nachdenken. Oft genug erdet es mich. So entstehen unsere Geschichten…

Ich kann es total nachvollziehen, wenn Menschen das Erzählte an sich blöd finden. Oder wenn ihnen der Erzählstil nicht gefällt. Bei meinen Geschichten z.B. weiß ich von Anfang an, dass manche sie als theologisch zu „flach“ kritisieren werden. Damit kann ich leben, denn es ist gar nicht erst meine Absicht, Glaubensdinge in ihrer vollen theologischen Komplexität abzuhandeln. Dafür gibt es die wissenschaftliche Theologie.

Ich erzähle Geschichten in der Hoffnung, Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und sie anzuregen, selbst weiterzudenken. Nicht mehr. Nicht weniger.

Was ich total schön und bereichernd finde – vor allem mit Blick auf Kinder (die Du in Deiner Kritik ja explizit ins Spiel bringst): Seitdem Phil und ich unsere Geschichten öffentlich teilen, erreichen mich Rückmeldungen, mit denen ich nie gerechnet hätte.

Eine der Geschichten (in der es ums Sterben ging) wurde in einem Kinderhospiz den Kindern erzählt. Eine andere wurde von einer Kindergruppe zu einem kleinen Theaterstück umgeschrieben. Manche Geschichten werden in Kindergottesdiensten und in Kitas genutzt. Immer wieder erreichen mich Rückfragen, ob einzelne Geschichten in der kirchlichen oder sozialen Arbeit genutzt werden dürfen. Mir sagt das, dass der schwarze Hund es bisweilen besser schafft als ich, Menschen zu erreichen…

Danke für Deine kritische Rückfrage. Danke an alle, die Phil und mir kritisches und/oder wertschätzendes Feedback schenken.

«
«