Sternsinger

Anfang Januar. Der Himmel ist grau, der Wind bläst laut und kräftig. Es regnet. Da will kein Hund vor die Tür. Auch Phil nicht. Stattdessen liegt er auf seiner weichen Bürodecke und knabbert genüßlich an einem Kauknochen, während ich die ersten Mails des neuen Jahres lese und beantworte.

Es klingelt. „Carsten, das ist für dich“ ruft die Pfarrsekretärin.
Ich gehe zur Haustür.
Draußen stehen ein paar Erwachsene und eine Horde Kinder. In feierlich-königlichen Gewändern. Die Sternsinger*innen sind da.

„Die heil’gen drei König’ mit ihrigen Stern…“ beginnen sie zu singen – und ich schaffe es gerade noch, den Hund festzuhalten, der aus dem Büro angerast kommt. „Pssst. Lass die Kinder singen und mach Sitz.“ flüstere ich ihm zu.

Mehr  oder weniger (eher weniger) geduldig sitzt Phil hinter mir und betrachtet fasziniert das Geschehen. „20*C+M+B*24“ schreiben die Sternsinger mit Kreide an die Haustür, schenken uns ihren Segen und ziehen mit einer Spende weiter zum nächsten Haus.

„Boah. Das war cool“ ruft Phil, als wir wieder alleine sind. „Die waren voll bunt angezogen. Und gesungen haben die. Total schön. Die heil’gen drei König…“ wufft er und wippt dabei mit dem Kopf hin und her.
Ich erkläre dem Hund, dass in diesen Tagen viele tausend Kinder und Jugendliche als Sternsinger durch die Straßen ziehen und Spenden für Kinder in Not sammeln.

„Geniale Sache“ freut sich Phil. „Aber warum schmieren die Graffiti an die Haustür. Sowas ist doch verboten!“
„Also erstens ist das kein Graffiti, sondern Kreide. Und zweitens freuen sich die Leute sogar, wenn der Segen auf die Haustüre geschrieben wird.“
„Häh? Aber der Satz ergibt doch keinen Sinn!“ bemängelt Phil.
„Wie meinste das?“
„Na 20 mal C plus M plus B mal 24. Ist das ein Matherätsel oder was? Wer soll denn das bitte ausrechnen?!“

„Das ist nicht Mathe, sondern Latein“ erkläre ich „20 und 24 stehen für das neue Jahr. C, M und B für den Satz Christus Mansionem Benedicat – Christus segne dieses Haus.“
„Aha. Da muss man aber auch erst mal drauf kommen“ wufft der Hund. „Das einzige Latein, das ich verstehe, ist Romanes eunt domus“.
„Oha. Das ist aber jetzt ein komplett anderer Film“ kichere ich.

„Ob die Sternsinger was dagegen hätten, wenn ich mitlaufe?“ will Phil wissen.
„Du meinst, so ein königlich-buntes Gewand würde dir auch gut stehen?“
„Aber hör mal. Und singen kann ich auch. Mit oder ohne Krönchen.“
„Klar. Wie ein Engel“ grinse ich und kraule ihm die Ohren. „Ich befürchte nur, dass manche Menschen etwas irritiert wären, wenn plötzlich ein singender Hund mit Krone vor der Haustüre steht.“
„Ja. Könnte durchaus sein.“ gibt Phil zu. „Aber die Sache mit dem Segen und mit dem Spenden sammeln für Kinder finde ich klasse. Toll, dass es die Sternsinger gibt.“
„Ja. Toll, dass es die Sternsinger gibt.“

P.S.: Phil hat mich gerade noch dran erinnert, dass Ihr die Sternsinger*innen auch online unterstützen könnt. Unter https://spenden.sternsinger.de/vhfwum3h könnt Ihr Eure Spende in den Topf einwerfen.

#gesprächemitphil

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