Fiducia supplicans und die Ultrakonservativen

Es ist faszinierend. Und abstoßend zugleich.

In den letzten Tagen habe ich einen Vorsatz gebrochen und habe seit Langem mal wieder ein wenig auf rechts“katholischen“ und ultrakonservativen Internetseiten wie kath_net gelesen.

Ihr wisst schon: Diese Tummelbecken von Menschen, die sich selbst als super-gläubig und fromm sehen. Jene, die behaupten, sie stünden für die Frohe Botschaft und unseren Erlöser Jesus Christus. Jene, die es gleichzeitig schaffen (wie auch immer) regelmäßig im rechtspolitischen und rechtspopulistischen Lager zu fischen. Jene, die inbrünstig über Andere und Andersgläubige – und auch über den größten Teil der katholischen Christenheit – hetzen, schimpfen und verurteilen.

Papst Franziskus gehört mittlerweile fest dazu. Zu den Hassobjekten. Während man im „redaktionellen“ Teil von kath_net und Co. noch (eher erfolglos und gezwungen) versucht, sich zurückzuhalten, sprechen die Kommentarspalten eine klare Sprache: „Hier ist der Teufel am Werk. Der Satan höchstpersönlich versucht, die Kirche zu zerstören.“

Interessant und bedenkenswert: Gerade jene Gruppen, die bisher immer äußerst laut und wortgewaltig darauf bestanden haben, dass dem Papst und der Kirche IMMER und bedingungslos zu folgen sei, drehen sich wie Fähnchen im Wind, wenn selbiger (und selbige) etwas verlautbaren, was der eigenen Agenda zuwiderläuft. Offensichtlich geht es also NICHT darum, dem Papst und der Kirche zu folgen – sondern am Ende doch nur um das eigene verquere Kirchen- und Menschenbild. Die Mär von der „Kirchentreue“ sollte somit endlich und endgültig widerlegt sein.

Faszinierend und abstoßend zugleich: Zu sehen, wie manche Teile der Weltkirche sich drehen und winden und mehr oder weniger deutlich klar machen, dass eine Segnung von homosexuellen und / oder „irregulären“ Partnerschaften undenkbar bleibt.

Es rumort und es brodelt in der Kirche.
AUF DEM RÜCKEN VON MENSCHEN!
Das ist es, was mich zweifeln und beinahe verzweifeln lässt.

Leute. Es geht hier um Christ*innen, die in einer festen Beziehung leben. 
Menschen, die versuchen, Gott in ihre Beziehung und in ihr Leben mit einzubinden. 

Wer auch nur über einen winzigen Hauch theologischer, biblischer und exegetischer Bildung verfügt, weiß, dass die Bibel nichts gegen diese Beziehungen sagt. Wer auch nur über einen winzigen Hauch theologischer, biblischer und exegetischer Bildung verfügt, weiß, dass einschlägige Bibelstellen im Kontext zu lesen sind. Auf redliche Weise lassen sie sich nicht und niemals dazu hernehmen, homosexuelle Beziehungen zu verurteilen.

Ich kann nicht anders, als es laut und deutlich zu sagen: Ihr, die Ihr über homosexuelle oder wiederverheiratet geschiedene Paare urteilt, seid die Pharisäer unserer Zeit: Voller Hass und Ablehnung. Ihr verletzt Menschen. Ihr grenzt Menschen aus. Ihr macht euch selbst zu Richtern und Ihr macht Euch selbst zu Göttern. Ihr könnt Euch noch so oft „katholisch“ nennen – das ändert nichts daran, dass Ihr die Frohe Botschaft mit den Füßen tretet und darauf spuckt.

Wie sehr ekelt es mich an, all die Ausgrenzung und den puren Hass zu sehen, der zerstört, statt aufzubauen. Wie sehr sehne ich mich nach einer Kirche, die wirklich und überzeugend für die Frohe Botschaft Jesu steht und einsteht.

Und ich kann nicht mehr und nicht weniger tun, als zu versuchen, meinen kleinen Beitrag zu leisten…

#fiduciasupplicans #lgbtiq #liebegewinnt #segen

«
«