Israel und Palästina

Er lässt mich nicht los: Dieser unsägliche und unnötige Krieg in Israel und Palästina.

Seit Tagen sehe ich immer wieder diese Profilbildchen – wahlweise mit israelischer oder palästinensischer Flagge. Von Menschen, die ich teilweise kenne und schätze. Die sich auf die eine oder auf die andere Seite schlagen. Mit (oftmals) durchaus nachvollziehbaren Argumenten und Gedanken.

Ich kann das nicht. Mich „auf eine Seite stellen“. 

Die Hamas hat mit ihrem Angriff, der Ermordung und Entführung unschuldiger Menschen unsägliche und abscheuliche Verbrechen verübt. Dafür gibt’s keine Rechtfertigung. Das ist zutiefst grausam, verabscheuenswürdig, unmenschlich und muss sowohl verurteilt als auch konsequent unterbunden werden. Täter*innen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.

Gleichzeitig frage ich mich, ob es „moralisch besser“ und weniger zu verurteilen ist, wenn nun Israel massenhaft Bomben über einem kleinen Landstreifen niederregnen lässt, in dem 2 Millionen Menschen mehr oder weniger eingesperrt sind. Wasser, Strom und Lebensmittellieferungen sind eingestellt. Humanitäre Hilfe kommt nicht an. Palästinenser*innen werden seit Jahren wie Menschen zweiter Klasse behandelt und benachteiligt (was natürlich mit ursächlich ist für den aktuellen Konflikt).

Wer ist da „im Recht“? Wer kann ehrlich von sich behaupten „eine weiße Weste“ zu tragen?

Klar, wer angegriffen wird, kann, darf und sollte sich verteidigen. Doch wann und wo haben Angriffe und Eingriffe in Menschenwürde und Menschenrechte begonnen? Wer schürt auf welcher Seite seit Jahren den Konflikt und mit welchem Interesse und Ziel? 

Spannend (und vor allem Übelkeit erregend) ist in den letzten Tagen auch die rohe und menschenverachtende Rhetorik, die von manchen Politiker*innen auf beiden (!) Seiten genutzt wird, wenn über „die Israelis“ oder „die Palästinenser“ gesprochen wird…

Ich habe das unfassbare Glück, in einem Staat aufgewachsenen zu sein, der sich die Würde des Menschen dick und fett in sein Grundgesetz eingeschrieben hat. Der aus seiner eigenen unsäglichen Verbrechens- und Schuldgeschichte viel gelernt hat und sich für Gerechtigkeit und Freiheit einsetzt. Dass diese Werte zerbrechlich und sensibel sind, muss man angesichts der letzten Jahre und dem Aufschwung der rechtsextremen und menschenverachtenden AFD wohl kaum erwähnen (ich tue es trotzdem!).

WEIL ich in diesem Land und MIT seiner Geschichte aufgewachsen bin, ekelt es mich an und erschüttert es mich, den Hass und die Gewalt in Israel und Palästina seit Jahrzehnten wachsen zu sehen. Nicht zuletzt verstärkt durch die Zunahme von konservativen und populistischen Haltungen, die auf beiden Seiten immer mehr Macht gewinnen.

Ich kann es doch. Mich „auf eine Seite stellen“.
Ich muss es. WEIL ich als Christ, als Deutscher, als Mensch nicht „neutral“ bleiben kann.

Meine Gedanken und mein Herz sind auf der Seite der Opfer auf beiden Seiten! Auf der Seite der israelischen und palästinensischen Frauen und Männer, Kinder und Jugendlichen und Familien, die unter dem Hass und der Gewalt der Kriegstreiber*innen leiden. 

Mir hilft es, wenn ich dabei zuerst an die Kinder denke:

Welches israelische Kind hat es „verdient“, dass seine Eltern oder Geschwister entführt oder grausam ermordet werden? Dass es ständig in Angst leben muss, dass von irgendwoher eine Bombe auf sein Zuhause fällt?

Welches palästinensische Kind hat es „verdient“, dass sein Eltern oder Geschwister bei einem Vergeltungsangriff ermordet werden? Dass es in einem winzigen Fleck Land ohne Wasser, Strom, Lebensmittel und Grundversorgung eingesperrt wird und aufwachsen muss?

KEIN einziges Kind sollte so etwas erleben müssen. 
Viel zu viele Kinder erleben es. In diesen Tagen. 
In Israel. In Palästina.

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