Eine schräge Woche

Was für eine schräge Woche: Mit gemeinsamem Ringen, harten Entscheidungen, einem Abschied, einem Neubeginn, ausverkaufter Suppe und fröhlich wuselnden Kitakindern.

Der Reihe nach…

Am Dienstag trafen sich unsere Pfarreigremien, um nach einer langen Vorbereitungs- und Klärungszeit zu entscheiden, mit welchen Kirchen wir in die nächsten Jahre gehen wollen (und vor allem können!). Mit großer Mehrheit haben wir beschlossen, die beiden Kirchen in Sippersfeld und Potzbach zu schließen. Mehr dazu könnt Ihr hier nachlesen: Blick nach vorne

Am Donnerstag fand dann der letzte Gottesdienst in St. Michael, Potzbach statt. Zum Patronatsfest kamen gerade mal 7 Menschen (inklusive Pfarrer und Organist). Aus Potzbach selbst waren es zwei Personen. Das zeigt mir, dass unsere Entscheidung richtig war: Eine Kirche mehr oder weniger ohne Gemeinde darf gehen. Gleichzeitig hat mich dieser Gottesdienst wesentlich tiefer berührt, als ich erwartet hatte. Da zu stehen und die Trauer der wenigen noch verbliebenen aktiven Gemeindemitglieder wahrzunehmen, war schwer. Beim Ausräumen des Tabernakels musste ich an mich halten: Wir haben eine richtige und ehrliche Entscheidung getroffen, ja. Gleichzeitig endet heute eine fast 50jährige Zeit, in der Menschen an diesem Ort nach Gott gesucht haben, ihm ihre Sorgen und ihren Dank anvertraut haben. Da war ein Stück Heimat…

Am Samstag das komplette Gegenteil: Sechs Jahre lang war die Kirche St. Nikolaus in Börrstadt geschlossen. Vier Jahre lang habe ich als neuer Pfarrer in der Pfarrei – gemeinsam mit etlichen Beteiligten – dafür gekämpft, die Kirche zu sanieren und wieder in Betrieb zu nehmen. Die Börrstädter haben in unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden dazu beigetragen, die explodierenden Kosten im Rahmen zu halten. Jetzt endlich war der lang ersehnte Tag da. Passend zum Erntedankfest haben wir die kleine, gut gefüllte Kirche wiedereröffnet: In einem emotional aufgeladenen Gottesdienst voller Dankbarkeit, mit Freudentränen und lächelnden Gesichtern. Mit jungen und alten Gemeindemitgliedern aus Börrstadt und unserer ganzen Pfarrei. Ende Oktober werden wir hier einen Dankgottesdienst mit unserem Weihbischof feiern.

Samstag vormittag war „Suppensamstag“. Seit einiger Zeit lädt der Caritasausschuss alle paar Monate alle Menschen aus unserer Pfarrei und aus der Region zum Mittagessen ein. Die Idee dahinter: Wir wollen Menschen unterstützen, die knapp bei Kasse sind – und wir wollen Momente des Miteinanders, des Austauschs und der Geselligkeit für alle (!) schaffen. An diesem Tag war das Interesse so groß, dass ich eine Stunde vor Ende des Suppensamstages gerade noch zwei einsame Stückchen Kuchen vorfand. Die Pizzasuppe, auf die ich mich gefreut hatte, war schon restlos leergelöffelt. Schade für mich (denn ich hatte echt Hunger im Bauch) umso besser für den Suppensamstag: Das Projekt läuft. Es wird angenommen, sorgt für gute Laune, ganz viel Austausch und volle Bäuche. Wunderbar!

Sonntag morgen: Ein etwas „anderer“ Gottesdienst. Gemeinsam mit den Kitakindern, den Erzieher*innen und Eltern hatten wir den Erntedankgottesdienst in Winnweiler vorbereitet. Mit drei Messdienern (vor ein paar Monaten waren es noch 0) und einer Horde Kinder zogen wir in die Kirche ein und haben einen kindgerechten, bunten Gottesdienst gefeiert. Irgendwas müssen wir richtig gemacht haben, denn die kleinen Stöpsel, die im Altarraum Platz genommen haben, waren eine ganze Stunde lang mit Freude „dabei“. Meine Befürchtung, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Kids spätestens während der Eucharistiefeier kippen würde, hat sich in Wohlgefallen aufgelöst. Gemeinsam haben wir einfach eine schöne Zeit mit Gott erlebt und gefeiert.

Ach: Sonntag Nachmittag war dann noch das gut besuchte Kerwecafé im Pfarrheim. Zum Glück war ich hier früh genug, um nicht zwei leckere Stück Kuchen abzugreifen.

Und jetzt. Ist wieder Montag. Nach einer vollen und emotional anstrengenden und vollen Woche wartet bereits das nächste Wochenende auf uns: Samstag und Sonntag werden die Gremien unserer Pfarrei neu gewählt. Heute morgen bin ich etwas angeschlagen und müde (da bahnt sich ne Erkältung an); voller Hoffnung und Neugier: Das nächste Wochenende wird wieder voll und anstrengend sein. Doch danach … werden wir weitergehen. Und wenn Gott es will (und die Gewählten „Lust haben“), warten vier spannende und ereignisreiche Jahre auf uns. Eine Zeit zum Zusammenwachsen, kreativ sein, miteinander glauben, suchen und fragen.

Das könnte echt gut werden…

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