Harmonie…?!

Schaffen wir Harmonie in der Kirche“

Yeah! Da hast Du mich voll erreicht, lieber Papst Franziskus. Mit Deiner pfingstlichen Forderung , dass wir „Harmonie in der Kirche“ schaffen sollen, rennst Du offene Türen in meinem Herzen ein. Du kannst es ja nicht wissen: Ich bin sowas von harmoniesüchtig. Wer mich kennt, weiß dass. Ich hasse Streit und Stress – und schwebe auf Wolke Sieben, wenn alle in Harmonie und Frieden vereint auf der selben Welle grooven.

Allerdings – und auch das solltest Du wissen – gibt es Harmonie nicht „für umme“. Sie stellt sich erst und nur dort ein, wo Menschen eine gemeinsame Basis gefunden und schwierige sowie wunde Dinge miteinander geklärt haben. Dieser Punkt, lieber Franz, kommt mir in Deiner Ansprache etwas zu kurz. Leider. Denn offensichtlich haben wir sie noch nicht geklärt, die schwierigen, strittigen und wunden Fragen. Und damit bleibt die Harmonie erst mal ein sehnsuchtsvoll-frommer Wunsch, den ich mit Dir teile.

Was wäre das auch für eine Harmonie, in der wir Ungerechtigkeiten, Ausgrenzung und Missbrauch unter einen samtenen Mantel des Schweigens hüllen würden und so täten, als wäre alles in bester Ordnung?

Friede Freude Eierkuchen – wir haben uns alle lieb? Nee. Das kann ich nicht! Diese Art von Harmonie würde bitter schmecken. Sie wäre ein leicht durchschaubares Deckmäntelchen, unter dem sich der ansteckende und schwelende Wundbrand unserer Kirche bei heimeligen Temperaturen weiterverbreiten würde. Wie Du als Gottsuchender weißt, lieber Franz, wäre solch eine falsche Harmonie „ein Gräuel“ in den Augen Gottes (Jes 1, 11ff / 1 Kor 11, 17ff /…)

Ein Vorschlag zur Güte: Wie wäre es, wenn Du dafür sorgen würdest, dass die Wunden der Ungerechtigkeit (zum Beispiel Frauen und nicht-heteronormativen Menschen gegenüber), sowie des sexuellen, spirituellen und Macht-Missbrauchs an die frische Luft kämen, um sie professionell zu versorgen und der Ansteckungsgefahr Einhalt zu gebieten? Das ist ein Punkt, in dem DU gefragt bist – denn ohne Dich kommen wir da scheinbar nicht weiter…

Das würde dann für eine Weile nicht so hübsch aussehen (Wundränder und Narben sind halt mal nur semi-attraktiv) – es würde jedoch echt was dazu beitragen, der Sehnsucht nach Harmonie und Heilung entgegenzukommen.

Harmonie – ja bitte! Da bin ich voll dabei. Aber vorher müssen wir aufräumen. Echter Friede. Echte Gerechtigkeit. Dann echte Harmonie. Das wäre doch ein Weg. Oder?

Bei der Gelegenheit wäre es übrigens ein feiner Zug, wenn Du damit aufhören würdest, synodale Wege in der Welt- und in Teilkirchen abzuwerten und so zu tun, als seien sie rein politische Veranstaltungen. Trau Deinen Glaubensgeschwistern gerne zu, dass sie ernsthaft und mit Herz und Kopf versuchen, das laute Rufen des Heiligen Geistes zu hören. Du hast ja recht: „Harmonie in der Kirche wird erneuert, indem wir gemeinsam gehen, mit dem Geist in der Mitte.“ Das bedeutet dann eben auch, dem Geist Gottes zu folgen, wenn sie unbequem wird oder unsere Haltung sogar ziemlich deutlich und kritisch infrage stellt…

Übrigens: Du musst keine Angst haben. „Fürchtet Euch nicht“ ist doch DER Standardspruch Jesu. Jedes mal, wenn er nach seiner Auferstehung seinen Freund*innen erscheint. Damals haben sie das verstanden. Haben ohne Furcht miteinander gerungen und gestritten – und es schließlich sogar geschafft, sich für „die Heiden“ zu öffnen. Was für ein krasser Schritt: Von der exklusiven kleinen Herde hin zu ALLEN.

Bis es soweit ist, drücke ich DIR und uns die Daumen, dass es uns gelingt, die not-wendenden Klärungen gemeinsam herbeizuführen – und der Heiligen Geistkraft Gottes Raum zu geben und Landeplätze zur Verfügung zu stellen.

LG Carsten

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