Asche und Glut

Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr;
fremd wie dein Name sind mir deine Wege.
Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott;
mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen?
Bist du der Gott, der Zukunft mir verheißt?
Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.

Die Asche

Dieses Lied des kürzlich verstorbenen niederländischen Dichters Huub Oosterhuis begleitet und beschäftigt mich. Auf so vielen Ebenen finde ich mich darin wieder: Als Pfarrer einer unterbesetzten Diasporapfarrei, als Christ, als Mensch. Als einer, der in einer offensichtlich (und Gott sei Dank) sterbenden Form von Kirche versucht, Jesus nachzufolgen und dabei so oft an Grenzen stößt. Als einer, der mit vielen anderen fragt, wohin die Reise geht und wann unsere / SEINE Kirche endlich den Mut findet, die Zeichen der Zeit ernst zu nehmen und all die Asche und den Dreck wegzufegen, welcher sich im Lauf von Jahrhunderten erstickend über die Glut gelegt hat.

Die Glut

Die ist immer noch da. Die Frohe Botschaft von der konsequenten und unbedingten Liebe Gottes. Die zur Freiheit ruft. Die „die Mächtigen vom Thron stürzt und die Niedrigen erhöht“. Wie Blitzlichter kann ich ihre Wärme spüren und ihren Schimmer sehen – zuletzt bei der tiefgehenden Feier der Kar- und Ostertage in unserer Pfarrei. Und beim Engagement all der Menschen unserer „Helfenden Hände“-Projekte.

Gleichzeitig ist da der Eindruck, dass der größte Teil der (Arbeits-)Zeit eher für das Bewahren der Asche draufgeht, so dass kaum Zeit und Energie für jene Chancen bleiben, die Glut hervorzuholen…

Die Sehnsucht

Und dann ist da noch die letzte Strophe des Liedes. Dieses wunderbare Gebet der trotzig-sehnsüchtigen Hoffnung, die sich weigert, aufzugeben. Die alles auf Gott wirft und setzt. Die sich festhält und darauf vertraut, dass es gut werden wird.

Sprich du das Wort, das tröstet und befreit
und das mich führt in deinen großen Frieden.
Schließ auf das Land, das keine Grenzen kennt,
und lass mich unter deinen Kindern leben.
Sei du mein täglich Brot, so wahr du lebst.
Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.

Gedanken. Fragen. Zweifel.
Hoffnung. Trotz. Vertrauen.

Text: „Ik staa voor U“, Huub Oosterhuis (1966)

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