Zwei Jahre ist es her, dass ich Paulo ein Versprechen gemacht habe, welches uns beiden sehr wichtig war. „Ich bin schon alt, Carsten“, sagte er mir beim Abschied. „Versprich mir, dass Du bald wiederkommst.“
Heute löse ich mein Versprechen ein. Gemeinsam mit seiner Frau und zwei seiner Töchter besuche ich Paulo und wir verbringen etwas Zeit mit ihm. Wir weinen gemeinsam und beten ein Vater unser. Dort, an seinem Grab.
Ich weiß nicht viel über den Himmel dort oben. Aber eins weiß ich ganz sicher: Paulo freut sich über meinen Besuch. Und das ist mir unglaublich wichtig. Das ist uns beiden wichtig. Danke, alter Freund.
Ach ja: Neben den Tränen gibt’s heute auch viel zu Lachen. Paulos Kinder und Enkelkinder besuchen ihre Oma. Elzio, Fia und ich sind zum Essen eingeladen. Die Kids löchern mich mit Fragen – und ich zeige ihnen, wie man mit einem Grashalm lustige Geräusche macht. Wir besichtigen eine baufällige Brücke über einem Bach und müssen vor einer Kuh wegrennen, die mehr als neugierig ist. Und natürlich gibt’s auch wieder leckeres Essen: Reis, Nudeln, Fejão und Huhn.
So ein wunderbarer Sonntag braucht einen guten Abschluss: Den haben wir in der Kirche von Fazenda Velha – beim gemeinsamen Beten, Singen und Dankbar sein.
Heute Vormittag ging’s dann weiter: Pünktlich um 6.30h klingelt mein Wecker. Nach einer kurzen Dusche treffe ich mich mit Elzio hinter dem Haus und wir treiben die Kühe in den Stall. Heute Nacht hat es ordentlich abgekühlt. Weniger als 10 Grad – aber der Himmel ist wunderbar blau.
Mit geübten Handgriffen zurrt Elzio nach und nach die Hinterbeine der Kühe fest und stöpselt mit einem „Flupp“-Geräusch die Melkmaschine an die Euter. Nach und nach zapfen wir so die Milch von 8 Kühen ab. Ein paar Liter lassen wir drin und treiben die Kälber zu ihren Mamas, welche die restliche Milch mit sichtlichem Genuß austrinken. Schließlich füllt Elzio noch die Futterstellen und wir marschieren in die Küche, wo es frische Pão de Quejo und heißen Cafezinho gibt.
Tja – und damit endet schon mein Besuch in Fazenda Velha. Nach einem nicht ganz tränenfreien Abschied von Elzio, Fia, Maria und ihren Kindern und Enkeln fahre ich weiter nach Guapé. Hier werde ich zwei Tage in der Pousada do Lago am Lagõa de Furnas verbringen. Jetzt geht’s erst mal in die Hängematte. Abschalten, nachdenken und ein Feierabendbier genießen…
Abraços e ficam com Deus.
#dnkgtt