Nach dem Besuch bei Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in Saarbrücken habe ich mich ins eiskalte Auto gesetzt, um gemütlich zurück in die Vorderpfalz zu tuckern. Gewöhnlich höre ich beim Fahren Podcasts oder Musik von der Playlist. Gestern habe ich mich aber entschieden, das Radio anzumachen.
Ich war noch keine 100 Meter gefahren, schon ging’s um die Sternsingeraktion: Die Moderatoren erklärten die Hintergründe der Aktion, erzählten vom Einsatz der Sternsinger und berichteten von unserem Besuch bei der Landeschefin. O-Töne der Kinder wurden ausgestrahlt und unser Gesang war zu hören.
In diesem Moment ist mir bewusst geworden, dass ich – wenn man’s genau nimmt – ein Lobbyist bin.
Wikipedia beschreibt Lobbyismus so: Er „ist (…) eine Form der Interessenvertretung in Politik und Gesellschaft. Mittels Lobbyismus versuchen Interessengruppen (Lobbys), vor allem durch die Pflege persönlicher Verbindungen die Exekutive und die Legislative zu beeinflussen. Außerdem wirken sie auf die öffentliche Meinung durch Öffentlichkeitsarbeit ein.“
Um alle diese Punkte habe ich mich in den letzten Wochen ausführlich gekümmert: Es gab Gespräche mit der Stadtverwaltung, der Polizei, der Museumsleitung in Speyer, dem Bischof, der Familienministerin (RLP) und der Ministerpräsidentin (Saarland). Ich habe mit Fernsehsendern (SWR, SR, SAT1, RNF) telefoniert, mit Radiosendern gesprochen und mit Journalisten verschiedener Printmedien. Alles, um die Sternsinger zu unterstützen, für ihre Anliegen zu werben und um eine möglichst gute Öffentlichkeitswirkung zu erzielen.
Lobbyismus ist in Deutschland ein sehr negativ besetzter Begriff: Lobbyisten, das sind in unserer Wahrnehmung oft irgendwelche grauen Anzugsträger, welche im Auftrag eines Unternehmens Einfluss auf die Politik ausüben und dazu auch mal zwielichtige Mittel und Methoden nutzen.
Jetzt bin ich also einer von „Denen“ – und merke, dass Lobbyismus gar nicht mal so übel ist. Es kommt darauf an, für welche Lobby man sich einsetzt. Ich darf für eine der wichtigsten gesellschaftlichen Gruppen überhaupt Lobbyarbeit betreiben: Für Kinder und Jugendliche. Als Teil eines „Lobby“-Verbandes, der sich seit fast 70 Jahren für die Interessen und Anliegen junger Menschen stark macht.
Unsere Lobbyarbeit hat ein klares Ziel: Den „größtmöglichen Gewinn“ für junge Menschen rauszuschlagen. Darauf hinzuwirken, dass Kinder, Jugendliche und Junge Erwachsene gehört, ernst genommen, beteiligt, gefördert, geschützt und unterstützt werden. Um diesem Ziel näher zu kommen, werben wir um die Unterstützung von politischen, kirchlichen und medialen Entscheidungs- und Verantwortungsträgern.
Dafür bin ich gerne Lobbyist (und auch ein wenig stolz darauf, es sein zu dürfen) 😉
Auf der Stadtautobahn Saarbrücken habe ich das Radio dann wieder ausgeschaltet, um meinen Gedanken nachzuhängen. Und dachte mir: Eigentlich brauchen junge Menschen noch viel mehr Lobbyisten. In der Gesellschaft. In der Politik. In der Kirche.