Ist „der Islam“ gefährlich?
So gefährlich, dass wir das Abendland dagegen verteidigen müssen?
Ja, es gibt Strömungen innerhalb des Islam, die brandgefährlich sich. Radikale Zweige, welche im Namen Allahs eine Blutspur des Grauens hinterlassen. Gruppierungen, die sich das Recht auf einen Dialog verwirkt haben und mit Nachdruck gestoppt werden müssen. Die Welt kann, darf und muss sich vehement gegen solche Gruppen verteidigen. Nicht nur im Abendland.
Diese Tatsache rechtfertig jedoch keineswegs dazu, den Islam per se als gefährlich einzustufen und alle Angehörigen dieses Glaubens pauschal mit radikalen Islamisten in eine Schublade zu stecken. Wenn man es täte, müsste man konsequenterweise auch das Christentum bekämpfen, welches in seiner Historie ebenfalls unter menschenverachtenden, sich christlich nennenden Gruppierungen gelitten hat. Um konsequent zu bleiben müsste man auch alle Deutschen als gefährlich bezeichnen, weil es in unserem Land rechtsradikale Gruppierungen gibt.
Nein! Die „Deutschen“ sind nicht gefährlich, weil es gefährliche Deutsche gibt. Die Christen sind nicht gefährlich, weil es fundamentalistische Christen gab und gibt. Und der Islam ist nicht gefährlich, weil es radikale Muslime gibt.
Jede soziologische Gruppe (sei sie religiös oder staatlich oder sonstwie verfasst) trägt das Potential in sich, dass Glieder der jeweiligen Gruppe „austicken“. Dass Menschen in ihnen beheimatet sind, die sich ideologisch am rechten oder linken Rand bewegen. Es besteht immer die Gefahr, dass Mitglieder die Kernanliegen der Gruppe ins Gegenteil verkehren und/oder missbrauchen. Bei den großen Schriftreligionen kommt in aller Regel die Schwierigkeit hinzu, dass es in den heiligen Büchern Stellen gibt, die hochbrisant und gefährlich werden, wenn sie aus dem Kontext herausgerissen oder nicht richtig gedeutet werden. Das betrifft den Koran ebenso wie die Bibel. Das Christentum hat hier den Heimvorteil, dass sich Lehrautoritäten herausgebildet haben, welche die Bibel verbindlich auslegen. Dem Islam fehlen solche korrigierenden Stellen leider weitestgehend.
Ein Problem hinter Pegida und Co. ist die populistische und vereinfachende Verzerrung von Tatsachen sowie die verallgemeinernde Bewertung ganzer Menschengruppen. Es ist ein Fakt, dass Einwanderer unsere Wirtschaft stärken anstatt sie kaputt zu machen. Es ist ein Fakt, dass der weitaus größte Teil der Muslime sich genau so nach einem Leben in familiärem und nachbarschaftlichen Frieden sehnt, wie wir Deutschen es tun. Es ist zudem ein geschichtlicher Fakt, dass die meisten von uns einen Migrationshintergrund haben. Dazu reicht oft ein Blick auf den eigenen Stammbaum – wenn dieser weit genug zurückgeht.
Was viele Christen nicht auf dem Schirm haben: Unser ganzer Glaube hat einen „Migrationshintergrund“. Jesus Christus war Jude. Er stammt aus einem Land auf dem asiatischen Kontinent. Schon kurz nach seiner Geburt musste die Familie fliehen und fand Asyl in Ägypten. Während der wenigen Jahre seines öffentlichen Wirkens ist Jesus Menschen anderen Glaubens mehr als positiv begegnet. Auch Verbrecher (welche Pegida gerne ausweisen würde) hat er in die Arme genommen. Nach seinem Tod haben sich die ersten Christen bald entschlossen, ihre Türen auch für Nichtjuden zu öffnen. Schließlich nahm das Christentum seinen Weg zunächst über Kleinasien und Afrika, bis es schließlich im „Abendland“ gelandet ist. Das Abendland ist heute christlich geprägt, weil es nicht (!) seine Tore verschlossen hat. Es passt einfach nicht zum Christentum, sich mit nationalistischen Gruppen zu verbünden.
Manche Gruppierungen in unserer Kirche sehen das alles anders. Dazu reicht ein Blick auf die Facebookseiten von katholisch.de oder von einzelnen Bistümern wie z.B. vom Bistum Essen oder vom Erzbistum Bamberg, wo Position gegen Pegida bezogen wird. Dort sieht man sich derzeit von einer hasserfüllten Kommentarflut konfrontiert, die ein Armutszeugnis für das Christentum ist. Manche/r Leser/in könnte dem Denkfehler erliegen, dass diese Gruppen die Meinungshoheit besitzen, weil es so viele sind. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass soziale Netzwerke sowie das Internet per se dazu tendieren, dass Trollkommentare und Stimmungsmacher mehr schreiben und kommentieren, als der große Rest der Bevölkerung, dem ein einfacher Like-Klick genügt. Oder der einfach keine Lust hat, unter einem bestimmten Niveau zu diskutieren.
Deshalb: Ein großes Dankeschön dem Papst und allen Bischöfen und Christ/innen, die aktiv Position beziehen gegen pauschale Verurteilungen ganzer Menschengruppen. Gegen eine Vereinnahmung des Christentums durch populistische Meinungen. Bezieht weiter Stellung. Schweigt nicht. Macht weiter – denn auch Jesus hat nicht geschwiegen, sondern gegen Missstände gekämpft.
Ich halte nicht viel von einem Abendland, das Fremden die Türen verschließt und Menschen anderer Religionen oder Volksgruppen mal eben pauschal mit radikalen Spinnern über einen Kamm schert.
Ich stehe lieber für die Frohe Botschaft ein. Da steht angeblich was über Nächsten- und Feindesliebe drin…
#nichtinmeinemnamen
Bildquelle: Pressestelle des Erzbistums Bamberg
Eine Antwort zu “#nichtinmeinemnamen”
[…] äußern sich mehr als deutlich zum Terror, den IS-Kämpfer im Namen des Islam ausüben. Auch ich nenne den Terror beim Namen. Auch der BDKJ Speyer redet nicht um den heißen Brei herum, sondern weist ausdrücklich auf die […]