Der Wecker hat’s geschafft. Pünktlich um Vier hat er mich erbarmungslos aus dem Schlaf gerissen. Mit dem Auto ging’s dann durch die friedlich schlafende Millionenstadt Belo Horizonte – an der patroullierenden Polizeistreife vorbei über rote Ampeln (die hier nur eine freundliche Empfehlung sind) knapp 50km bis zum Flughafen.
Meu Deus, die Fahrt hat wirklich Spaß gemacht. In der Nacht zeigt sich die Stadt noch einmal mit einem ganz anderen Gesicht…
Nach einem kleinen Hüpfer mit dem Flugzeug war ich schon wieder in Rio de Janeiro – und per Taxi eine Stunde später bei Malu. Über airbnb.com habe ich ein Zimmer in ihrem Apartement an der Ipanema gemietet. Die Wohnung kann ich mitnutzen.
Malu ist eine freundliche Carioca, ich vermute in den späten Vierzigern. Sie ist eine Künstlerin, Atheistin und kämpft für den Feminismus. Viele ihrer Freunde sind überzeugte Gläubige aus allen möglichen Religionen. „Ohne uns Frauen würde in der Kirche und in der Welt die Liebe fehlen!“ sagt sie. Da kann ich nichts entgegensetzen und nicke ihr zu. Unsere etwas skurrile Kurzzeit-WG wird wohl ganz gut funktionieren, denn wir erzählen viel und sind uns recht sympathisch.
Eben kam Malu von den Demos zurück, die offensichtlich wieder begonnen haben. Die jungen Leute hier kämpfen gegen die Korruption der Politiker und für ein gerechteres Brasilien. Malu unterstützt sie, macht Fotos und Reportagen. Denn die großen Nachrichtensender sind scheinbar nicht ganz sauber und berichten sehr einseitig und teilweise auch falsch über die friedlichen Proteste, die immer wieder von gekauften Krawallmachern infiltriert werden.
Außerdem wohnt in unserer WG eine Hundedame. Fragt mich nicht, welche Sorte. Sie heißt Carolina, ist groß, dünn, schwarz, ziemlich neugierig und steht wohl auf nackte Füße. Zumindest hat sie meine schon ein paar Mal ohne Vorwarnung angeschlabbert (& ich erschrecke jedes Mal recht ordentlich).
Heute Mittag bin ich mit der Kamera bewaffnet zu Fuß am Lagoa (See) entlang zum Botanischen Garten gelaufen. Knapp 2,5 Stunden habe ich gebraucht, obwohl Malu meinte, der Garten sei gleich „um die Ecke“. War sehr schön dort. Vor allem ruhig und entspannend.