Das Bistum Speyer hat 85.000 Exemplare des neuen Gotteslobs zurückgehen lassen. Die Druckqualität der Liederbücher war zu schlecht.
In Brasilien kommt man ganz gut ohne Gotteslob und dergleichen aus: Die Lieder werden entweder auf Zettel kopiert, per Beamer oder Overheadprojektor an die Wand geworfen, oder gleich auswendig gesungen. Das klappt genau so gut und man ist nicht auf eine starre Liedauswahl begrenzt. Es gibt kaum Orgeln: Nur die reichen Pfarreien können sich ein solches Instrument leisten. Nebenbei trifft Orgelmusik auch nicht wirklich den Nerv der sing- & rhythmusfreudigen Brasilianer.
Zuständig für die Musik im Gottesdienst sind meistens Jugendliche und junge Erwachsene, die sich zu Bands zusammentun. Nicht selten gibt es gleich mehrere Musikgruppen in einer Pfarrei. Gitarre, Schlagzeug, E-Piano und Sänger/innen gehören zur Grundausstattung. Manchmal spielen Geigen und Blasinstrumente mit. Immer öfter sieht man Smartphones und Tablets, die als Notenblätter dienen.
Bei den Proben und während der Gottesdienste sieht man den gut gelaunten Musiker/innen an, dass sie Spaß bei ihrem Job haben – und stolz sind, etwas Wichtiges beitragen zu können. Auch die Gemeinde ist stolz und gibt den Jugendlichen jede Menge Unterstützung mit. Hier würde niemand auf die Idee kommen, über die Liedauswahl oder über die Qualität der Musik zu schimpfen. Im Gegenteil: Wenn eine Gruppe erst seit kurzem zusammen ist, muss sie noch nicht „perfekt“ spielen können – ist ja logisch. Die Gemeindemitglieder sind geduldig und spornen die Jugendlichen an, dranzubleiben. Da dürfen die Töne auch mal schief klingen oder das Schlagzeug viel zu laut sein. Hauptsache, die Jugendlichen haben Spaß und bleiben motiviert – dann werden sie nach und nach dazulernen und sich stetig verbessern.
Bei unserer Reise sind wir Bands begegnet, die am Anfang ihrer Karriere stehen – wie die Jugendgruppe oben auf dem Bild – und solchen, die bereits echte Profis sind. Mal war die Musik meditativ und hat uns tief ins Gebet hineingeführt, mal war sie mitreißend, fröhlich und lebendig. Einfach klasse.
Die Bands sind nur ein Beispiel für die Lebendigkeit der brasilianischen Gemeinden: An allen Stellen sind junge und ältere Ehrenamtliche engagiert, die selbstständig (alleine oder in Gruppen) für verschiedene Bereiche zuständig sind. Sie sprechen sich mit dem Pfarrer ab, können aber ansonsten frei arbeiten und wirken. Untereinander sind die Verantwortlichen und die Gruppen gut vernetzt und arbeiten Hand in Hand.
Während hierzulande unter ehrenamtlich Engagierten oft ein Gefühl der Kontrolle und des Rechtfertigungsdrucks herrscht (gerade in der Jugendarbeit) fühlen sich die Ehrenamtlichen und Jugendlichen in den brasilianischen Pfarreien unterstützt, gefördert und wertgeschätzt. Es herrscht ein Klima des gegenseitigen Vertrauens. All das führt dazu, dass es einfach Spaß macht, sich in der Pfarrei zu engagieren.
Zudem werden sowohl die Ehrenamtlichen als auch die Pfarrer (sonst gibt es kaum Hauptamtliche) entlastet: Der Pfarrer muss nicht ständig überall dabei sein und seinen Senf dazugeben. Er kann darauf vertrauen, dass seine Leute gute Arbeit leisten. Umgekehrt haben die Engagierten überschaubare Bereiche, auf die sie sich konzentrieren können, anstatt „DvD“ zu sein und ständig überall mitarbeiten zu müssen. Sie tun das, was sie gut können und was ihnen Spaß macht.
Liebe Kolleg/innen und Engagierte:
Wäre das nicht auch was für uns? 😉
Eine Antwort zu “Ein Bild und seine Geschichte – 8”
Gestern Abend war, wie du weißt, große Sitzung!
Statt großer Worte zu machen, sollte man alle deine Beiträge – ein Bild und seine Geschichte- an diesen Sitzungen zeigen und verlesen!
So sollte es 2015 überall im Bistum aussehen – man könnte sich so manch trockenen Vortrag ersparen…