Damals sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Wer rastet, der rostet. Darum geht hin und tut was für Eure Fitness.“ Die Jünger fragten ihn: „Herr, wie meinst Du das? Wir sind doch Fischer und gut trainiert – sieh Dir nur unsere Muskeln an.“ Er erwiderte ihnen: „Nicht nur die Muskeln Eures Körpers, sondern auch die Muskeln Eures Geistes brauchen Übung. Darum benutzt Eure Synapsen, damit Ihr nicht träge werdet und die Leute mit leeren Worten langweilt…“
Bevor Ihr jetzt Eure Bibel durchblättert und Euch beschwert: Nein, diese Geschichte steht nicht gaaanz so wörtlich in der Heiligen Schrift. Sie ist mir eingefallen, nachdem ich heute in der Münchener Uni war und zum ersten Mal seit neun Jahren wieder eine theologische Vorlesung besucht habe: „Einführung in die Fundamentaltheologie“ bei Professor Armin Kreiner (bei ihm habe ich auch meine Diplomarbeit geschrieben). Im Fach Fundamentaltheologie geht es darum, den Glauben aus der Sicht der Vernunft zu betrachten und zu begründen. Darum, eine Antwort zu geben auf Anfragen und Kritik. Keine platte Antwort à la „das steht halt so im Katechismus“ – sondern eine, die auf Logik und Rationalität aufbaut.
Die Vorlesungen von Prof. Kreiner gehören nach wie vor zu den am besten besuchten theologischen Vorlesungen. Warum? Weil sie gewitzt, kurzweilig, spannend und tiefgehend sind! Ein Synapsenworkout – eine anspruchsvolle und gleichzeitig unterhaltsame Trainingseinheit für’s Gehirn, in der die Student/innen intellektuell herausgefordert werden…
Zurück zur „unbiblischen Bibelgeschichte“: Wer genau hinschaut, findet im neuen Testament jede Menge Erzählungen, in denen Jesus seine Jünger intellektuell herausfordert und zum Nachdenken bringt. Er hat offensichtlichen Spaß dabei, mit Menschen zu diskutieren und ihre Synapsen in Bewegung zu bringen.
Denkverbote gibt’s bei Jesus nicht – auch nicht in Glaubensfragen. Damit macht er sich einerseits Feinde („Was erlaubt sich dieser Typ aus Nazareth, Kritik zu üben?!“). Andererseits gewinnt er viele Menschen, die den Glauben an Gott mit Herz und Verstand annehmen.
Heute ist es die Aufgabe der Theologie, „Herz und Verstand“ – „Glaube und Vernunft“ zusammenzubringen: „…Die Kirche hält zutiefst an ihrer Überzeugung fest, daß sich Glaube und Vernunft »wechselseitig Hilfe leisten können«, indem sie füreinander eine Funktion sowohl kritisch-reinigender Prüfung als auch im Sinne eines Ansporns ausüben, auf dem Weg der Suche und Vertiefung voranzuschreiten.“ (Enzyklika ‚Fides et Ratio‚)
Ein Glaube ohne Vernunft – ein Glaube, der nur stumpfsinnig auswendig gelernte Moralismen und Gesetze wiederkäut, ist in der Gefahr, in eine fundamentalistische Ecke abzudriften, die Gott und den Menschen aus dem Blick verliert. Er wird zur Ideologie: Hirnlos, herzlos, bitter.
Ein Glaube mit Vernunft – ein Glaube, der keine Angst vor kritischen Rückfragen hat und sich selbst immer wieder überprüft, hat das Potential, zu leuchten: Licht und Salz für die Welt zu sein.
- Wenn Ihr also mal zufällig in München seid: Gönnt Euch ein Synapsenworkout und geht in die Vorlesung von Prof. Kreiner.
- München ist zu weit weg? Kein Problem: Besorgt Euch ein gutes theologisches Buch und lest. Oder setzt Euch mit Freunden zusammen, tauscht Euch aus und diskutiert: Über Euren Glauben; über das, was Euch bewegt und beschäftigt.
Bringt Eure Synapsen in Wallung – das macht Spaß, ist spannend und ist ein extrem wirksames Mittel gegen Langeweile…