Se nota, se siente, JMJ esta presente…

WELTJUGENDTAG 2011 – DIE KURZFASSUNG

71 Speyerer Jugendliche.
500.000 – 1 Million Jugendliche aus dem Rest der Welt.
1 Papst. 1 Stadt. 8 Tage. 35-40°C.
1 Beinahe-5-Sterne-Unterkunft
3 Katechesen.
1 Überraschungsband.
Jede Menge Frappuchinos.
Unzählige Heuschrecken.
Tanzen. Singen. Feiern. Füße-wund-laufen. Chillen. Beten. Souvenirs tauschen. Diskutieren. Lachen. Schwitzen.

WELTJUGENDTAG 2011 – ETWAS LÄNGER

„Den 71 Speyerer Strohhüten viel Spaß in Madrid“ – mit einem fröhlichen Grinsen entlässt uns der Purser der Lufthansa aus der Airbus-Maschine, die eben auf dem „Aeropuerto de Madrid Bajaras“ gelandet ist. Per Bustransfer geht’s weiter in unsere Unterkunft in Alcobendas. Dort, im Norden von Madrid, werden wir die nächsten acht Tage in einer Schule übernachten. Eine 5-Sterne-Villa verglichen mit dem, was uns andere Gruppen über ihre Bleiben berichten: Wir logieren in einer Turnhalle, zwei Klassensälen und einer „Schnarcher-Lounge“…

Die ersten Tage lassen wir locker angehen: Die Stadt wird erkundet und viele Speyerer Jugendliche erleben im Anblick der unzähligen tanzenden und singenden Pilgergruppen in Madrid ihr erstes „WJT-Feeling“.
Dienstag Abend geht’s richtig los: Mit dem Eröffnungsgottesdienst mitten in der Stadt. Wir schaffen es gerade noch, einen guten Platz auf einer Wiese zu ergattern – mit Blick auf einen Großbildschirm. Die Messe ist ganz nett, wenn es auch leider kaum Gelegenheit zum mitsingen gibt. Auch die Kommunion kommt nicht bis zu uns durch. Naja…
Die folgenden drei Tage haben einen klaren Schwerpunkt: Jeden Morgen geht’s in „unsere“ Pfarrkirche, in der wir Speyerer für jeweils 800-1000 Jugendliche einen Impuls gestalten. Danach hält uns ein Bischof eine Katechese mit anschließendem Austausch. Schließlich wird Eucharistie gefeiert.

Ganz klar: Die Katechesen mit den anschließenden Gottesdiensten sind DAS spirituelle Highlight des Weltjugendtages! Den Startpunkt setzt Weihbischof Turnowsky (Jugendbischof aus Österreich) und verbreitet mit seiner lockeren Art jede Menge gute Laune. Seine Katechese ist nicht ohne, geht in die Tiefe, spricht die Jugendlichen an.
Am zweiten Katechesetag überrascht uns eine Gruppe aus Magdeburg. Die Jugendlichen bringen ihre Instrumente mit und sorgen fortan für eine geniale musikalische Umrahmung der Impulse und Eucharistiefeiern.

Zur letzten Katechese reist „unser Bischof“ Wiesemann an. Er erzählt zunächst von einem Treffen mit mir und meinem iPad, welches ihn offensichtlich fasziniert. Damals habe ich ihm eine kleine Einführung in Facebook gegeben, worüber er nun spricht. Jugendliche, meint er, haben heute einen direkten Draht zueinander und zur Welt. Sie sind interaktiv, kommunikativ und immer online. Genau so funktioniere ein lebendiger Glaube: Christ sein kann nur, wer in Gemeinschaft seinen Glauben lebt, miteinander und vor allem auch mit Gott kommuniziert. Der Apostel Paulus und die Jünger haben nach Pfingsten ein erstes „Social Network“ geschaffen…
Nach der Eucharistiefeier und dem obligatorischen Gruppenbild lädt Bischof Wiesemann die Speyerer zu einem Eis ein, womit er die Herzen der schwitzenden Jugendlichen erobert.

Am Freitag Abend findet in Madrid der Kreuzweg mit dem Papst statt. Wir sitzen wieder recht weit entfernt vom Geschehen und verfolgen die Feier per Bildschirm. Die Texte sind recht gut und tiefgehend. Noch passender wäre es, wenn sie von Jugendlichen gelesen würden (wir sind ja schließlich auf dem WeltJUGENDtag)…

Die nächsten beiden Tage werden anstrengend. Samstag Mittag geht es per Metro in Richtung Süden. Nach einigen Zwischenstops lässt uns ein Bus etwa 2km entfernt vom Flugplatz „Cuatro Vientos“ aussteigen. Der Name bedeutet „Vier Winde“, eine Prophezeiung, wie sich später herausstellen wird. Einen kurzer Fußmarsch später kommen wir dort an. „F7“ ist unser Bereich auf dem Feld ausgeschildert. Ziemlich weit weg von der Papstbühne, aber was soll’s; es gibt schließlich Bildschirme und Lautsprecher.
Bei nahezu 40°C breiten wir unsere Isomatten in der glühenden Sonne aus und schließen erste Freundschaften mit den unzähligen Grashüpfern, in deren Wohnung wir offensichtlich geplatzt sind. Die Tierchen sind etwas aufdringlich, aber harmlos. Weniger harmlos sind die spärliche Wasserversorgung sowie der Zustand der Dixie-Klos, die schon jetzt recht „interessant“ aussehen und duften. Zwischendurch verkürzen Löschwagen der Feuerwehr die Wartezeit, indem sie uns mit sichtlicher Freude mit kühlem Nass aus ihren Schläuchen erfrischen.

Es wird Abend. Der Heilige Vater ist plötzlich auf der großen Bühne und eröffnet die Vigil. Eine Handvoll Jugendliche begrüßt ihn. Sie erzählen von sich, stellen Fragen. Darunter auch eine Jugendliche aus Berlin. Sie ist ungetauft, aber sehr interessiert. Sie fragt den Papst, wie sie an Christus glauben könne.
Als dieser mit seiner Antwort beginnt, fällt schon der erste Regen. Windböen stürmen über das Feld und bringen ein Zelt zum Einsturz (wobei sich sieben Jugendliche verletzen). Blitze zucken über den Himmel. Der Hl. Vater ist weg. Wir warten.
Irgendwann dann eine kurze Durchsage. Es gehe bald weiter. Und siehe da: Nach einer halben Stunde ist der Hl. Vater wieder da. Seine Predigt beendet er nicht. Auf die Fragen der jungen Leute antwortet er ebensowenig. Es geht weiter mit der Anbetung des Allerheiligsten. Sicher, die Umstände sind schwierig – aber eine Antwort auf die Fragen der Jugendlichen wäre schon schön gewesen…
Aus dem Boden der Bühne fährt eine Monstranz nach oben. Sie ist leer. Einzelne Jubelschreie und „Viva il Papa“-Rufe. Ich frage mich derweil nach dem Sinn der Aktion. Und ob da nicht doch manchmal etwas zu sehr der Personenkult im Vordergrund steht.
Später, nach dem Ende der Vigil, läuft eine endlos-Werbeschleife über die großen Bildschirme. Die Sponsoren des WJT kommen zu ihrem Recht. Wir schlafen irgendwann ein.

Sonntag, gegen 7h00. Eine laute Stimme verkündet auf spanisch, daß in der Nacht 26 Kinder verloren gegangen seien. Man möge sie doch bitte zum Punkt XY zu ihren Eltern bringen. An den Dixieklos und den Waschstellen bilden sich lange Schlangen. Auf dem Feld wird gefrühstückt. Es gibt Kaba und verpackte Croissants.
Schließlich ist der Heilige Vater wieder da und feiert Eucharistie mit uns. Die Zelte für die Eucharistische Anbetung wurden wegen des Sturms noch in der Nacht abgebaut. Deshalb gibt es für die Jugendlichen heute keine Kommunion. Ist ärgerlich, aber verständlich. Weniger verständlich ist, dass die gesamte Feier auf Spanisch und in Latein gefeiert wird. Die Jugendlichen würden gerne mehr verstehen – woran sie die Sprachbarriere hindert. Sie würden gerne auch mitsingen – bei vergangenen WJT’s wurde bei der Liedauswahl darauf geachtet. Diese Mal singt ein großer Chor. Sehr konzertant, sicher auch schön. Ein Jugendlicher meint später: „Für den Petersdom hätte das wunderbar gepasst. Aber nicht für ein Feld mit einer Million schwitzenden und müden Jugendlichen.“

Ich merke derweil, dass ich eindeutig zur Generation „JPII“ gehöre – dieser Papst hat mich persönlich angesprochen, von Herz zu Herz. Damit mache ich Papa Benedetto keinen Vorwurf. Ich stelle nur fest, dass Paris 1997 und Rom 2000 „meine“ Weltjugendtage waren. Im Vergleich dazu geht es hier für mein Gefühl doch recht steif zu. Sicher sehen viele Jugendliche das ähnlich wie ich – viele werden es auch ganz anders sehen. C’est la vie.

Gegen Nachmittag kommen wir recht gut vom Feld runter. Wir haben etwas gewartet, bis die ersten paar 100.000 Pilger weg sind. Nun geht es per Bahn und Metro zurück in unser Wahllokal – das Starbucks auf dem Gebiet unserer Pfarrei. Wie gut ein eiskalter Frappuchino und ein Sofa doch tut. Wir sind platt – aber gut drauf.

Mittlerweile ist es Montag geworden. Der letzte Tag. Die Jugendlichen haben noch einmal ein paar Stündchen Zeit, in die Stadt zu fahren, in welche langsam Normalität einkehrt. Um 14h00 treffen wir uns zu einer Abschlussrunde in der Unterkunft. Es wird reflektiert, gesungen und die Abschiedstränen fließen. Unsere Volunteers haben einen klasse Job gemacht. Dankeschön!
Per Flugzeug geht es zurück nach Deutschland. Nach Mitternacht sind wir zuhause. Irgendwo im Bistum Speyer. Mit einem Koffer voller Erinnerungen – und voller dreckiger Wäsche.

(M)ein Fazit?
Wir Speyerer waren eine tolle Gruppe. Ihr Jugendlichen habt jede Menge gute Laune verbreitet, Euch in den Katechesen eingebracht und kräftig mitgefeiert und gebetet. Gracias!

Die Katechesen mit dem Rahmenprogramm und den Eucharistiefeiern waren mein persönliches Highlight. Was die großen Gottesdiensten mit dem Papst betrifft – da bringe ich einige Fragezeichen mit nach Hause. Manches davon könnt Ihr ja aus meinem Bericht herauslesen. Ich hätte mir gewünscht, dass etwas mehr auf die Jugendlichen eingegangen wird. Kleine Zeichen hätten da schon viel bewirkt: Möglichkeiten zum Mitsingen & Jugendliche LektorInnen z.B. Johannes Paul II. hat immer wieder auch mal „extemporiert“ und die Jugendlichen direkt angesprochen. Aber das ist sicher auch eine Sache des Charakters; deswegen mag ich mich darüber nicht beschweren.

Alles in allem war die Woche in Madrid eine gute Woche – ein Geschenk. Mit vielen tollen Momenten, geistlichen Erlebnissen, guten Gesprächen; mit der Lebensfreude, die 100.000e Jugendliche aus aller Welt versprühen und mit jeder Menge Spaß.

Die Bilder gibt’s hier im Fotoalbum und teilweise auch bei Facebook

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