Mein Artikel übers „geistliche Sodbrennen“ hat die unterschiedlichsten Reaktionen hervorgerufen: Von plumpen Beschimpfungen à la „du hast gar keine Ahnung“ über kritische Anfragen bis hin zur vollen Zustimmung.
Allein die Fülle Eurer Mails und Kommentare macht mir eins klar: Niemandem (ganz gleich, ob er oder sie meinem Artikel zustimmt oder ihn ablehnt) ist egal, was gerade in unserer Kirche passiert. Offensichtlich ist da ein wunder Punkt getroffen, der eine Menge Zündstoff in sich birgt.
Für Verwirrung sorgt, daß manche Medien sich nicht richtig informieren, Dinge aus dem Zusammenhang reißen, teilweise sogar Halbwahrheiten und Unwahrheiten in die Welt setzen. Die „Welt“ rückt in einem Artikel glücklicherweise einiges zurecht.
Natürlich steigen auch wieder (wer hätte es anders erwartet) die ewigen Nörgler aus ihrer Versenkung: Theologen und kirchliche Kreise, die diesen Konflikt als DIE Chance sehen, mal wieder wahllos in alte Kerben reinzuhauen – nach dem Motto: „Wir haben’s Euch ja schon immer gesagt…“
Ich bin zwar kein Psychologe, aber ich denke, an der aktuellen Diskussion lässt sich ganz gut ablesen, wie es derzeit um die Streitkultur in unserer Kirche und Gesellschaft bestellt ist:
Die Einen streiten nur, um sich gegenseitig eins auszuwischen. Da habe ich keinen Bock drauf (wer mich kennt, weiß ohnehin, daß ich eher der „harmoniesüchtige“ Typ bin, gell, Sandra 😉 ).
Andere streiten, weil ihnen die Kirche wirklich am Herzen liegt – weil sie ihre Sorgen und Fragen loswerden wollen. Und genau DIE möchte ich hier zu Wort kommen lassen.
(Ich werde Eure Anfragen hier kurz zitieren, und meinen Senf dazu abgeben – und dann gespannt auf Eure Reaktionen warten…)
Eure Anfragen:
Vielleicht könnte ja gerade dieser Gnadenakt des Papstes (die Aufhebung der Exkommunikation) eine Änderung des Verhaltens der Piusbruderschaft zum 2. Vatikanum ermöglichen
Hmmm. Ich vermute, genau das hat sich der Papst erhofft: Daß er damit die „verlorenen Schafe“ locken kann. Zurück zur Einheit mit der Kirche. Die Reaktionen aus der Piusbruderschaft selbst sprechen m.E. aber leider eine andere Sprache. So sagt z.B. Bischof de Mallerais „Wir ändern unsere Positionen nicht, aber wir haben die Absicht, Rom zu bekehren und den Vatikan hin zu unseren Positionen zu bringen.“Â Da bleibt nur abzuwarten und zu hoffen, was sich auf Seite der Piusbruderschaft bewegt (oder eben nicht).
Ich finde, dass der Heilige Vater, der jetzt von allen Seiten eines auf den Deckel bekommt […], jetzt keine Briefe von seinen Priestern braucht, sondern unsere Solidarität und unser Gebet.
Klar. Gerne bete ich für unseren Heiligen Vater. Ich denke aber auch, daß Petrus (bzw. Benedikt) kritische Rückfragen von seinen Mitarbeitern durchaus vertragen kann. Seine Aufgabe ist es ja, als Oberhirte die Sorgen und Nöte seiner Herde anzuhören und darauf zu antworten. Seine Antwort wird mir nicht immer gefallen – aber meine Fragen stelle ich trotzdem.
Heute morgen hat mich mein Reli-Grundkurs mit Fragen durchlöchert… / So viele Leute wollen wissen, wie ich dazu stehe… / Ich tue mir schwer damit, die richtigen Antworten zu finden…
Ja, auch ich komme mir vor wie ein Hochseilartist: Ich will die Kirche nicht in die Pfanne hauen, weil ich sie liebe. Dennoch tue ich mir unendlich schwer mit dem, was sie gerade sagt und tut. Vielleicht ist das ja die Herausforderung, die wir zur Zeit als Seelsorger/innen zu bewältigen haben: Trotz all der Anfragen, die wir selbst haben, hinter der Kirche und auch hinter dem Papst zu stehen – und dabei ehrlich zu bleiben. Harte Nuss.
Ich leide wie ein Hund unter der ganzen Angelegenheit. Und ich habe für mich die Konsequenz gezogen: zu schweigen, zu beten und zu hoffen, dass Gott alles zum Segen wendet.
Schweigen kann ich nicht – dazu bin ich zu aufgewühlt. Aber ich schätze das Vertrauen, daß du hast. Denn dahinter steckt ja dein fester Glaube. Da fällt mir (mal wieder) ein Bild ein: Das Boot der Kirche ist gerade in einem gewaltigen Sturm. Jesus scheint zu pennen, während der Steuermann (Petrus) das Boot lenken muß und dabei 1000 gute Ratschläge der Jünger (von denen auch ich einer bin) zu hören kriegt. Ich habe die Angst, daß er gerade zu weit nach rechts steuert und damit das Boot gefährlich nahe ans Kentern bringt. Andere denken anders. Früher oder später aber wird Jesus aufwachen und den bescheuerten Sturm in seine Schranken weisen (hoffentlich früher).
Soweit zu einigen eurer Rückmeldungen.
Zum Schluss noch ein lesenswerter Blogbeitrag zum weiterschmökern: „Das katholische Desaster“ (Orden des Leibowitz)
Eine Antwort zu “Geistliches Sodbrennen – die Zweite”
Eigentlich würde ich sagen, dass die aktuellen Diskussionen ein schwieriges Kapitel sind, aber irgendwie hält mich etwas davon ab.
Denn ich glaube an Gott und ich glaube auch an die katholische Kirche, aber das heißt zum Glück nicht, dass ich alles gut heißen muss, was die Institution Kirche und manche Geistliche so machen.
Und das macht es doch irgendwie einfach, gerade für mich als Laien, denn ich kann ganz einfach zu meinem Glauben stehen und sagen, dass was dort passiert, läuft gerade in meinen Augen ganz falsch.
Der Trend „Back to the roots“ ist verkehrt und er macht vieles kaputt, was mühsam aufgebaut wurde. Es ist, wenn man so will ein Extrem und Extreme sind bekanntlich nicht besonderlich gut, da sie von Minderheiten gesteuert werden. Erst wenn eine größere Anzahl von Menschen freiwillig ohne Druck sich diesen Minderheiten anschließen, dann ist eine Sache auch authentisch. Also wenn heute ein paar wenige, laut nach Rückschritt, schreien, dann ist dies nicht authentisch und passt auch nicht gerade in die Geschichte hinein und wir sollten dem nur wenig Gehör schenken.
Aber abgesehen davon die Frage, was wir nun aus der Situation machen. Sollen wir uns als aktive nicht extreme Christen auch in die Schreierei rein stürzen?
Ich denke nicht, denn das ist nicht unsere Stärke, die liegt nämlich darin weiter zu machen und unseren Glauben aktiv weiter vor zu leben. Klar darf dabei Stellung bezogen werden zu aktuellen Geschehnissen, aber wir sollten nicht unsere Energie in Diskussionen verschwenden, die hauptsächlich nicht sachlich (jedenfalls in der öffentlichkeit) geführt werden, so wie die aktuellen.
Nutzen wir lieber unsere Energien für Diskussionen und Herausforderungen, die es wert und zu denen wir berufen sind um ihnen zu begegnen und diese zu meistern. Denn während ein paar Extreme sich streiten geht doch letztendlich das Leben in unserer Gemeinschaft normal weiter.
Also am Ende sollte siegt immer die „Liebe“ über dem „Streit“ und so ist es eine einfache Entscheidung.